Die Hochschulen befinden sich im Wandel, es erfolgt die Umstellung auf ein Modulares System: Seit einigen Jahren werden auch in Deutschland durch Bachelor und Master die alten Studienabschlüsse wie das Diplom, der Magister und das Staatsexamen fast vollständig verdrängt.
Studenten der Musik konnten bislang alle diese Abschlüsse erlangen, je nachdem ob sie später freiberuflich als Musiker im Orchester oder Band ihr Geld verdienen oder als Musiklehrer an Schulen, Hochschulen und Musikschulen arbeiten.
Die unterschiedlichen Abschlüsse repräsentierten auch die unterschiedlichen Gewichtungen von pädagogischem und künstlerischem Anspruch seiner Inhaber. Viele Studenten waren auch simultan in mehreren Fächern immatrikuliert und konnten daher sowohl ein Diplom als auch eine Lehramtsbefähigung erlangen. Modulares System heißt, dass sich die neuen Absolventen Bachelor und Master nennen.
Die Vielfalt an Möglichkeiten, die die alten Abschlüsse boten, galt es in der Phase der Umstellung auf ein Modulares System zu erhalten. Der Grundgedanke des Modularen Systems besteht in einer Vereinheitlichung der Studiengänge des europäischen Hochschulsystems im Zuge des Bologna-Prozesses. Die Vorteile bestehen, natürlich vor allem auf europäischer Ebene, in der Internationalisierung der Hochschulen und Universitäten.
Zur Folge habe dies vor allem die Verschulung von Hochschulen, einen Anstieg der Erhebung der Leistungen von Studenten, vermehrte Dokumentationen zum Zweck der Transparenz dieser Leistungserhebungen und im Zuge dessen einen höheren bürokratischen Aufwand.
Die Richtlinien der Bewertungskriterien müssen zuvor festgelegt werden und im besten Falle internationalen Ansprüchen genügen.
Ein Bachelor hat bis zum Ende seiner Regelstudienzeit von sechs Semestern 180 credit points erhalten. Ein angehender Bachelor soll 30 credit points pro Semester erlangen. Bei einem Master, für den eine Regelstudienzeit von weiteren vier Semestern besteht, müssen zusätzliche 120 credit points erreicht sein. Modulares System bedeutet für alle Studiengänge eine Verdichtung und Quantifizierung.
Die Musik hat an den Hochschulen und Universitäten eine lange Tradition. Ausgebildet wird zum Beispiel in den Studiengängen Alte Musik, Gesang, Jazz/Popularmusik und Komposition. Betätigungsfelder, die ein hohes Maß an eigenem Interesse, Durchhaltevermögen und Fleiß verlangen. Klar ist auch, dass Musiker ohnehin einer ständigen Prüfung durch Professoren, Dozenten, Kommilitonen und auch durch ein Publikum unterlagen. Anders als die sehr viel abstrakteren Fächer an den Universitäten ist die Musik sehr praxisnah und die Betreuung durch die Dozenten intensiver.
Die Frage ist nun, ob es den einzelnen Hochschulen gelingt das System der credit points tatsächlich sinnvoll anzuwenden, sodass im Sinne des European Credit Transfer System zum Beispiel die Inanspruchnahme von Auslandssemestern erleichtert wird.
Doch die Vereinheitlichung birgt auch Probleme: Die neben allem vorhanden Willen zur Internationalisierung an ihre oftmals lange musikalischen Tradition anbindenden Hochschulen mit ihren regionalen Besonderheiten müssen gleichzeitig, um sich in der Hochschullandschaft zu bewähren, ihre Individualität bewahren.
Gleiches gilt auch für die Studierenden selbst. Musikalische Darbietungen sind messbar: Stimmte das Tempo, gab es Patzer – wie aber wird die künstlerische Leistung ermittelt? Dieses Problem hat schon immer bestanden, tritt aber durch ein Modulares System deutlicher zu Tage.